Feststellungsverfahren gemäß §19 GewO
Der § 19 GewO (Gewerbeordnungsnovelle 2002) behandelt den individuellen Befähigungsnachweis im Gegensatz zum formellen Befähigungsnachweis gemäß Fotografen-Verordnung.
Der Ablauf:
1. Ansuchen:
Man sucht beim Magistrat oder Bezirksamt um eine Teilberechtigung “Berufsfotografie, eingeschränkt auf…” an, erbringt einen Befähigungsnachweis in einem Feststellungsverfahren, zuständig in Wien ist die
Magistratsabteilung 63
Wipplingerstr 6-8
1010 Wien
Telefon: (+43 1) 4000-97117 oder -97118
Fax: (+43 1) 4000-99-97115
E-Mail:
Parteienverkehr und Amtsstunden: Montag bis Freitag (werktags) von 8 bis 13 Uhr (Ausnahme: Karfreitag, 24. Dezember und 31. Dezember von 8 bis 11.30 Uhr)
Von der MA63 wird bei genügender Nachweise ein Bescheid ausgestellt. Wichtig ist dabei vor einem Gutachten der Nachweiß von Praxiszeiten.
Sind zuwenige Nachweise vorhanden kann der Antrag völlig abgelehnt werden oder es wird als Teil des Nachweises zum Beispiel ein Gutachten eines gerichtlich beeideten Sachverständigen oder einer fachkundigen Person verlangt.
2. Gutachten:
Der Antragssteller wendet sich an die Innung, erhält die Liste mit den fachkundigen Personen oder gerichtlich beeideten Sachverständigen. Aus dieser Liste kann er einen Gutachter auswählen und sich mit ihm einen Termin in der Innung ausmachen. Der Gutachter stellt in einem Fachgespräch fest, ob der Werber die Voraussetzungen und die fachlichen Kenntnisse besitzt (allenfalls mit Arbeitsproben und div. Dienstzeugnissen, Workshop-, Seminarbestätigungen usw.). Basis, ob die erforderlichen Fertigkeiten und Kenntnisse zur selbstständigen Ausübung des Fotografengewerbes vorhanden sind, bilden die Fotografen-Verordnung und die Fotografen Prüfungsordnung.
3. Aushändigung des Gutachtens:
4. MA63
Rechtliche Grundlagen
§ 19 GewO Individueller Befähigungsnachweis
Kann der nach § 18 Abs. 1 vorgeschriebene Befähigungsnachweis nicht erbracht werden, so hat die Behörde unter Bedachtnahme auf Vorschriften gemäß § 18 Abs. 4 das Vorliegen der individuellen Befähigung festzustellen, wenn durch die beigebrachten Beweismittel die für die jeweilige Gewerbeausübung erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen nachgewiesen werden. Die Behörde hat das Vorliegen der individuellen Befähigung mit der Beschränkung auf Teiltätigkeiten des betreffenden Gewerbes auszusprechen, wenn die Befähigung nur in diesem Umfang vorliegt. § 373c Abs. 7 ist sinngemäß anzuwenden.
Fotografenverordnung BGBl. II ausgegeben am 28. Jänner 2003
Gewerbeordnungsnovelle BGBl. II - ausgegeben am 21. November 2008
Auszug aus dem Bundesgesetzblatt:
Artikel 50
- Zeugnis über die erfolgreich abgelegte Meisterprüfung oder
- Zeugnisse über den erfolgreichen Abschluss einer berufsbildenden höheren Schule oder deren Sonderformen, deren Ausbildung im Bereich Kunst und Design mit einem für das Handwerk spezifischen Schwerpunkt liegt, und eine mindestens eineinhalbjährige fachliche Tätigkeit, oder
- Zeugnisse über eine ununterbrochene fünfjährige einschlägige Tätigkeit als Selbstständiger oder als Betriebsleiter oder
- Zeugnisse über eine ununterbrochene dreijährige einschlägige Tätigkeit als Selbstständiger oder als Betriebsleiter, wenn für die Tätigkeit als Berufsfotograf die vorher erfolgreich absolvierte Lehrausbildung oder der erfolgreiche Abschluss einer anderen vorherigen, mindestens dreijährigen staatlich oder von einer zuständigen Berufs- oder Handelsinstitution als vollwertig anerkannten Ausbildung, durch die schwerpunktmäßig die für das Handwerk spezifischen Qualifikationen vermittelt werden, nachgewiesen wird, oder
- Zeugnisse über eine ununterbrochene vierjährige einschlägige Tätigkeit als Selbstständiger oder als Betriebsleiter, wenn für die Tätigkeit als Berufsfotograf der erfolgreiche Abschluss einer vorherigen, mindestens zweijährigen staatlich oder von einer zuständigen Berufs- oder Handelsinstitution als vollwertig anerkannten Ausbildung, durch die schwerpunktmäßig die für das Handwerk spezifischen Qualifikationen vermittelt werden, nachgewiesen wird, oder
- Zeugnisse über eine ununterbrochene dreijährige einschlägige Tätigkeit als Selbstständiger oder als Betriebsleiter, wenn für die Tätigkeit als Berufsfotograf eine mindestens fünfjährige einschlägige Tätigkeit als Unselbstständiger nachgewiesen wird, oder
- Zeugnisse über eine ununterbrochene fünfjährige einschlägige Tätigkeit als Unselbstständiger, wenn für die Tätigkeit als Berufsfotograf die vorher erfolgreich absolvierte Lehrausbildung oder der erfolgreiche Abschluss einer anderen vorherigen, mindestens dreijährigen staatlich oder von einer zuständigen Berufs- oder Handelsinstitution als vollwertig anerkannten Ausbildung, durch die schwerpunktmäßig die für das Handwerk spezifischen Qualifikationen vermittelt werden, nachgewiesen wird, oder
- Zeugnisse über eine ununterbrochene sechsjährige einschlägige Tätigkeit als Unselbstständiger, wenn für die Tätigkeit als Berufsfotograf der erfolgreiche Abschluss einer vorherigen, mindestens zweijährigen staatlich oder von einer zuständigen Berufs- oder Handelsinstitution als vollwertig anerkannten Ausbildung, durch die schwerpunktmäßig die für das Handwerk spezifischen Qualifikationen vermittelt werden, nachgewiesen wird.“
Teilbereiche:
Das Feststellungsverfahren ist für folgende Teilbereiche möglich:
- Berufsfotograf eingeschränkt auf Porträtfotografie
Fotografische Darstellung von Personen oder Personengruppen. Perfekter Umgang mit natürlichen und künstlichen Lichtquellen und deren Einsatz. Kenntnisse und Einsatz vom goldenen Schnitt und dessen Umsetzung. Gelungene Darstellung von Personen im passendem Umfeld. Gute Kenntnisse zur Aussage und interpretierung der Körperhaltung. Passender Einsatz von Farbe in der Kleidung und des Hintergrundes.
Bei der Porträtfotografie handelt es sich um Geschäfte B2C, der Konsumentenschutz ist daher von besonderer Wichtigkeit. Kenntnisse über Haftung, Garantie, aushangplichtige Gesetze, Preisauszeichnung, Vertragsrecht und Arbeitssicherheit sind Vorraussetzung. Diese Sparte der Fotografie ist auch stark vom Zeitgeist beeinflusst. Handwerklich einwandfreie Lieferung ist wichtig.
- Berufsfotograf eingeschränkt auf Fachlabor
Während beim so genannten „Minilab“ die Prozesse weitgehend automatisch, wenn auch nicht vollautomatisch ablaufen und die Ausarbeitung in der Regel für Fotoamateure erfolgt, sind beim „Fachlabor“ Berufsfotografen die Kunden und hier gilt es, höchste Qualität von professionellen Aufnahmematerial (analog/digital) nach individuellen Kundenvorgaben herzustellen.
- Berufsfotograf eingeschränkt auf Luftbildfotografie
Fotografische Aufnahmen aus einem fliegenden Kameraträger. Das große Gebiet erstreckt sich von der Ballonfotografie zur Flugzeugfotografie bis zur modernen Satellitenfotografie. Kenntnisse im Umgang mit Rechten und Freigaben von Ministerien, Flugerlaubnis etc. sind nötig. Hier werden in der Regel Spezialkameras eingesetzt, deren Beherrschung unter besonderen Umständen, entsprechende Kenntnisse und Erfahrungen voraussetzen.
- Berufsfotograf eingeschränkt auf Architekturfotografie
Die Architekturfotografie beschäftigt sich mit der fotografischen Abbildung von Architektur. In der Entwurfs- und Planungsphase umfasst dies die Fotografie von Modellen zur Darstellung des geplanten Bauvorhabens. In der Ausführungsphase wird der Entstehungsprozess eines Bauwerks auf der Baustelle dokumentiert. Nach der Fertigstellung wird das Bauwerk in seinem aktuellen Zustand dokumentiert.
Die Aufnahme eines Gebäudes kann für wissenschaftliche Zwecke, für Werbung, zur Illustration von Artikeln oder zur Dokumentation für den Architekten erfolgen.
- Berufsfotograf eingeschränkt auf Reportagen B2C
Fotografieren einzelner Phasen eines Geschehens nach einem bestimmten Konzept. Ein drehbuchartiger Aufnahmeplan, dabei sollte man sich nur auf die wesentlichsten und ausdruckvollsten Momente eines Vorgangs oder des Geschehens konzentrieren.
Bei der Reportagefotografie sind die Wahl des Standortes und die Erfassung des richtigen Momentes für die Aufnahme die entscheidenden Kriterien. Da es sich um B2C Geschäfte handelt ist der Konsumentenschutz daher von besonderer Wichtigkeit. Kenntnisse über Haftung, Garantie, aushangplichtige Gesetze, Preisauszeichnung, Vertragsrecht und Arbeitssicherheit sind Vorraussetzung. Diese Sparte der Fotografie ist auch stark vom Zeitgeist beeinflusst. Handwerklich einwandfreie Lieferung ist wichtig.
Wo die Fotografenverordnung nur eine mündliche Prüfung vorsieht besteht kein unmittelbarer Grund Feststellungsverfahren gemäß §19 durchzuführen.
Das sind:
- das Handwerk Berufsfotograf eingeschränkt auf die Herstellung von Passbildern
- das Handwerk Berufsfotograf eingeschränkt auf den Betrieb eines Minilabs
- für das Handwerk Berufsfotograf eingeschränkt auf die digitale Bildbearbeitung